Der Auswanderer Leo, ein treuer STANDARD-Leser aus Kalifornien, berichtet über seine „heimliche Liebe“: Sein Haus in San Bruno, Kalifornien, das er gemeinsam mit seiner Frau Marlene liebevoll um- und ausgebaut hat.
1975 kamen wir nach San Francisco. Zuerst wohnten wir in einer Wohnhausanlage, die in erster Linie für Kurzzeitmieter gebaut wurde. Obwohl es etwas teurer war, hatte es den Vorteil, dass alle “wichtigen Sachen” bereits eingebaut waren – also Küche, Bad, Einbauschränke usw. Die Anlage war sehr schön und verfügte sogar über einen Pool und einen Tennisplatz. Aber für einen Bastler wie mich, war es nicht das Richtige.
Kredit und Bauen im großen Stil: der amerikanische Weg
Meine Frau Marlene und ich sind beide in Einfamilienhäusern aufgewachsen und das Wohnen in einer Etagenwohnung war nicht unser Lebensstil. Die Einfamilienhäuser mit Garten, die uns gefielen, konnten wir uns einfach nicht leisten. Und obwohl wir sehr fleißig sparten, bemerkten wir, dass uns die Hauspreise quasi “davonliefen”. Also gingen wir den amerikanischen Weg: auf Kredit.
Im Jahre 1980 war es so weit. Mein Liebling fand ein Haus in einer Gegend, die uns gefiel! Im Grünen, nur 20 Kilometer südlich von San Francisco, aber doch nicht zu weit weg vom Arbeitsplatz.
Nun, bevor wir mit dem Umbauen beginnen, muss und will ich das “amerikanische System” erklären. Das Haus-Kaufen in Amerika ist verhältnismäßig einfach. 90 Prozent der neuen Häuser, die in Amerika auf dem Markt sind, werden von einer Baufirma geplant, gebaut, und zum Großteil auch eingerichtet. Grundstück, Anschlüsse, Gartenzaun, alles ist schon fertig und im Preis inbegriffen. Erst nach der vollständigen Fertigstellung wird das Haus auf den Markt gegeben und verkauft. Dadurch ist schon ein sicherer Marktwert etabliert. Das heißt also, um ein Haus zu kaufen, braucht man „nur“ Geld. Der Preis dafür jedoch ist, dass es das individuelle “maßgeschneiderte” Eigenheim leider nicht gibt.
Keine Isolierung, bunte Zimmer und goldene Steckdosen
Unser Haus ist, wie alle Häuser in Kalifornien, aus Holz gebaut. Es wurde in den 50er Jahren gebaut und damals war Isolierung für die Amerikaner ein Fremdwort. Die Fenster hatten auch kein Doppelglas. Das ist ein Nachteil des amerikanischen „beweglichen“ Lebensstils. In dieser Zeit war es üblich beruflich alle sieben bis zehn Jahre umzuziehen. Und da man wusste, dass man in kurzer Zeit wieder wegzieht, warum sollte man für Isolierung Geld ausgeben, die sich erst in 20 Jahren amortisieren würde? Nun, Europäer sind einfach anders. Wir waren die Ersten in unserer Siedlung, die Doppelglasfenster einbauten.
Innen war das Haus gepflegt, aber “typisch amerikanisch”. Das heißt, jedes Zimmer war in einer anderen Farbe angestrichen: gelb, rosa und auch grün. Viele Steckdosen waren in Gold verkleidet. Dadurch war es seelisch etwas leichter die Rigipsplatten einfach wegzunehmen, die Außenwände mit einer Isolierung zu versehen, einige Steckdosen zu versetzen und mit neuen, glatten Platten wieder zu verkleiden. Da wir auch neue Fenster mit anderen Dimensionen einbauten, war es klug und auch notwendig, die ganze Vorderfront mit einem neuen Verputz zu versehen. Über den Eingang kam ein kleines Vordach, ein neues Garagentor und das ganze Haus wurde neu gestrichen.
Stufe 1: Der Umbau
Nun kommen wir zu der ersten Stufe des Innen-Umbaus. Geld hatten wir keines, aber sehr viele Ideen – also wurde viel selbst gemacht.
Das Wohnzimmer
Ich baute aus Sperrholz eine Couch-Garnitur und überzog diese auch mit Stoff. Meine liebe Frau nähte die Polster und stopfte sie mit Schaumstoff aus. Sie war sehr groß und schwer, aber gut zum “Rumliegen”. Die originale Wandverkleidung wurde herunter genommen, und mit “handgemachten” Stucco ersetzt. Der originale Holz-Kamin wurde zu einem Gas-Kamin umfunktioniert und mit Fliesen verkleidet. Zwischen dem Umbauen, hatten wir immer “gebastelt”. Marlene hatte damals viel mit Keramik gearbeitet, mit Fliesen und auch Glas-Einlegearbeiten gemacht. Und das alles musste bzw. sollte im Haus auch untergebracht werden.
Die Küche
Die Küche war noch im Original-Zustand und hat meiner Frau überhaupt nicht gefallen. Also musste die alte Küche raus. Das hieß auch, dass die alte Wandverkleidung entfernt, neue elektrische Leitungen bzw. neue Anschlüsse gelegt und der alte Fußbodenbelag durch einen neuen Fliesenboden ersetzt werden musste. Die Küchenmöbel selbst haben wir bestellt und montieren lassen. Aber alle Fliesenarbeiten erledigte der Hausherr natürlich selbst.
Alte Küche Küchenumbau Neue Küchenfliesen Neue Küche mit „Servicecounter“
Stufe 2: Der Anbau
Das Haus hatte zwar zwei Gästezimmer, da ich aber einen Raum in ein Büro umbaute und wir sehr oft Besuch von Europa bekamen, waren wir etwas “short” an Gästezimmer. Also beschlossen wir einen Anbau zu errichten.
Der Anbau außen – die amerikanische Holzbauweise
Der Anbau wurde in der amerikanischen Holzbauweise errichtet.
Der Anbau mit Türen, Fenster & Verputz und das finale Ergebnis inklusive Balkon und Terrasse können sich sehen lassen.
Der Anbau mit Verputz Der Anbau von der Seite Der Anbau mit Balkon und Terrasse
Der Anbau innen – Das neue Sommer-Wohnzimmer
Das neu entstandene Sommer-Wohnzimmer kann geheizt werden, muss aber nicht. Die Anrichte wurde selbst gemacht, inklusive eines eingebauten Elektro-Grills. Die Türen sind Handschnitzereien von Haiti und die Wandfliesen wurden von Marlene selbst gemacht, bemalt und gebrannt. Das Sommer-Wohnzimmer ist ideal für die kühlen Sommerabende.
Der untere Teil des Anbaus beinhaltet zwei Gästezimmer und ein Studio für Marlene.
Gästezimmer Arbeitszimmer
Stufe 3: Going green
Nach dem Um- und Anbau haben wir „grüne Maßnahmen“ gesetzt. Isolierende Fenster, Regenwassertank, Photovoltaik und die Reduzierung der Rasenfläche waren einige Maßnahmen mit denen wir Wasser und Strom sparen und die Umwelt schützen.
Regenwassertank Photovoltaik Neue Fenster Native Wüstenpflanzen statt Rasen
Liebe Freunde – das war ein kleiner Überblick über unseren “Um-und Ausbau” in San Bruno. Der Bau selbst wurde von Handwerkern gemacht, aber innen machten wir alles selbst. Mir hatte es Freude gemacht. Meine Frau Marlene hat sehr viel beigetragen, aber auch sehr darunter gelitten – denn es war immer wieder etwas zum Putzen. Aber ich glaube, es ist schön geworden!
Alle Fotos: Leo und Marlene Koellner
Leo Koellner ist geboren und aufgewachsen in Wien. Als gelernter Koch verbrachte er mehrere Jahre im Ausland, bevor er seine Frau Marlene, eine professionelle Kostümschneiderin, kennen lernte und 1972 mit ihr gemeinsam in die USA auswanderte. Seit 45 Jahren leben die beiden in Kalifornien.
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