Wie ein alter Bauernhof zum Yoga-Retreat wurde

Eine Userin erzählt, wie sie als alleinstehende Kleinunternehmerin ein altes Bauernhaus in der Südoststeiermark zu einer Yoga-Farm umgebaut hat.

Ich war Mitte 30 als der Wunsch aufkam ein eigenes Stück Grund und Boden zu besitzen. Eine alternative Kleinlandwirtschaft und ein Ort, wo man gut Yoga und Meditation üben könne, das waren so meine Vorstellungen. 2013 hat mich ein befreundeter Immobilienmakler auf einen Hof in der Südoststeiermark aufmerksam gemacht.

Ich habe am Tag der Besichtigung den Kauf zugesagt, weil mein Gefühl mir gesagt hat: „Das passt!“

Die Immobilie bestand aus einem bewohnten und gepflegten alten Bauernhaus im Vintage-Style, mehreren sanierungsbedürftigen Nebengebäuden und landwirtschaftlicher Fläche in der Größe von zirka vier Hektar. Die noch dort lebende liebenswürdige Altbäuerin hatte ich sofort ins Herz geschlossen und bis zu ihrem Auszug haben wir mehrmals Zeit miteinander verbracht.

Foto: Irmi Ranftl

Vom Vier- zum Dreikant-Hof

Der Hof wurde bis in die 1990er-Jahre bewirtschaftet und durfte dann in einen Dornröschenschlaf versinken. Die letzten kleineren Renovierungsarbeiten, wie zum Beispiel die Erneuerung der Fenster, erfolgten in den 80ern. Der Hof hatte auch noch den Charakter und das Aussehen von einer Zeit, als der Hahn vom Misthaufen krähte.

Ursprünglich wurde der Hof in den 1890ern erbaut, der Platz dürfte aber aufgrund der Nähe zur Riegersburg und dem benachbarten Laubwald mit einigen sehr alten Eichenbäumen schon länger besiedelt sein. Die Form des Hofs war ursprünglich ein geschlossener Vierkant-Hof, der alles beinhaltete, was man früher zum Leben gebraucht hat, inklusive kleiner Stallungen für Schweine, Kühe und Hühner. 2013 war es nur mehr ein Dreikanter, dessen Innenhof halbherzig mit einem Saukobel verschlossen war.

Das Verwunderbare an der Immobilie war, dass der Wohnbereich und die Süd-West-Seite des Hauses in einem sehr gepflegten und ansprechenden Zustand war, hingegen die Nord-Ost-Seite, der Innenhof und die Nebengebäude sehr vernachlässigt waren. Am Dachboden und in den Nebengebäuden befanden sich Unmengen an altem Hausrat. An der Südseite, wo sich der Haupteingang befindet, ist eine alte Veranda aus Holz angebaut, die mit ihren Zierschnitzereien besonders lieblich und schön anzusehen ist. Für ein altes Bauernhaus auch eher eine Besonderheit, wenn es ein Platzerl gibt, das zum Verweilen einlädt.

Mein Hof

Was mir am meisten zugesagt hat, war die gepflegte Bauernküche mit den tollen Fliesen und dem alten, sauber glänzenden Tischherd. Ich konnte mir vorstellen sofort hier einzuziehen, so wohl hatte ich mich auf Anhieb im Haus gefühlt. Die weniger ansprechenden Seiten und Räume des Hauses konnte ich gut ausblenden.

Foto: Irmi Ranftl

Natürlich war es im ersten Winter ein Substandard-Wohnen. Im Vorraum, der sogenannten „Saukuchl“, wo die Dusche aus den 60ern eingebaut war, hatte es im Winter nur zehn Grad. Küche und Schlafzimmer konnte man mit Holzofen beheizen. Wer das kennt, weiß wie es ist, wenn es oben im Raum schön warm ist und unten bei den Füßen kalt, so dass man dicke Wollsocken und gute Hausschuhe braucht.

Foto: Sybille Dremel

In meinem Glück konnte ich sämtliche Baumängel und weniger schöne Seiten des Hofs mehrere Wochen und Monate erfolgreich verdrängen – Bis zum ersten Sommer 2014, der als Regen-Sommer bezeichnet wurde. An einem dieser Gewitter-Nachmittage musste ich feststellen, dass das Regenwasser an mehreren Stellen in den Dachboden eindringt.

Dachstuhl-Sanierung

Davor hatten mich schon mehrfach Freunde darauf hingewiesen, dass der Dachstuhl in einem sehr schlechten Zustand sei, aber die Problematik war in den ersten Monaten für mich weder spür- noch sichtbar. Erst im Regen-Sommer war klar, das etwas geschehen muss – und das noch vor dem Winter dringend Reparaturen notwendig sind, um ein etwaiges Einbrechen des Dachstuhls aufgrund von Schneelast zu vermeiden.

Foto: Irmi Ranftl
Foto: Irmi Ranftl

Ein befreundeter Planer und Architekt hat mir geraten, mit dem neuen Dach auch das darunterliegende Badezimmer neu zu gestalten. Diese geplante Dachstuhl-Sanierung ist dann insgesamt ziemlich ausgeartet. Mit dem Badezimmer war auch der Einbau einer Heizungsanlage obligatorisch.

Ganzhaus-Heizung

Der baubiologische Planer und Berater hat versucht alles möglichst effizient und kostensparend zu planen. So wurde es eine moderne Ganzhaus-Heizung, wo ich den Ofen mit Holzscheitern im Vorraum händisch bediene. Statt Heizkörper habe ich mich für eine Heizleiste entschieden, die entlang der Mauern in Bodennähe – also der kältesten Stelle in einem alten Bauernhaus – auf Putz montiert wurde. Diese Heizleiste wurde mit Holz verkleidet, das sieht recht hübsch aus. Das Badezimmer wurde in Holzriegelbauweise an das alte Bauernhaus angebaut, aber die Gipsplatten-Wände innen mit Lehm verarbeitet, so dass Struktur und Material sich an das alte Bauernhaus anpassen. Ein kleines Experiment, das ich als sehr gelungen betrachte. Mir war wichtig, dass der Charakter des Hofs nicht zu sehr verändert wird.

Zwei gebrochene Gewölbe vom angebauten Kuhstall wurde auch mit repariert, in dem eine neue Mauer aufgezogen wurde, die die intakten Gewölbebögen stützt. Die alte Außenmauer mit den kaputten Bögen wurde weggerissen. So ist eigentlich ungeplant und spontan ein schöner überdachter Außenbereich entstanden, der vor allem im Sommer wertvoll ist, weil er nach Osten ausgerichtet und ab 10 Uhr abgeschattet ist. Meine Idee war es, den unebenen ehemaligen Innenhof mit dem alten Betonboden einfach mit Holz zu überbauen. Insgesamt hatte ich bei dieser ersten großen Baustelle wirklich viel Glück und alles lief wie am Schnürchen.

Vom Getreidestadel zum Ferienhaus

Zwei Jahre nach der ersten Baustelle kam die Idee eines zweiten Wohnhauses beziehungsweise Gästehauses, weil ich gerne Menschen um mich habe und zunehmend freiwillige Helfer, Freunde und Freundesfreunde sich für meinen Hof interessiert haben. So ist dann aus einem ehemaligen Getreidestadel ein Ferienhaus geworden und eine baufällige Scheune wurde auch gleich erneuert. Auch hier wurde wieder versucht den Charakter des Hofs zu erhalten.

Foto: Irmi Ranftl
Foto: Irmi Ranftl

Ich genieße das Leben, Wohnen und Wirtschaften an diesem wunderschönen Ort. Mein Hof ist ein kleiner Mikrokosmos, eine Oase der Ruhe. Er eignet sich ideal für eine Auszeit, Inne zu halten, um Yoga zu mache und zu meditieren. (Irmi Ranftl, 4.3.2019)

Foto: Sybille Dremel

Irmi Ranftl ist Hatha-Yogalehrerin der Sivananda Tradition.

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