Naturpool im Garten: Kleine Oase ohne Chemie

Natürliches Wasser statt Chloranlage: Eine Userin berichtet über die Errichtung ihres Naturschwimmbeckens.

Die Bäume stehen in voller Blüte, ich verdrücke ein paar Tränen: In der Früh vor der Rodung unserer großen Bäume nehme ich Abschied von unserem wilden Naturgarten – wahrscheinlich auch von der Kindheit unserer Söhne. Wir trennen uns neben dem Baumhaus und der Schaukel von unseren 30-jährigen Birken, vom Wildkirschbaum, vom Weichselbaum.

Zehn Jahre nach der Renovierung eines 70er-Jahre-Hauses, gehen wir die Gartengestaltung an – und wollen eine Schwimmmöglichkeit.

Die Entscheidung für einen Naturpool

Anfangs dachten wir noch an einen ganz kleinen Holzpool, gerade mal zum Untertauchen und Abkühlen sollte er reichen. Wir wollten ein natürliches Wasser, eine klare Formensprache und so wenig Technik und Chemie wie möglich: kein Chlor im Wasser, kein Wasserstoffperoxid. Wir wollten aber auch keinen Schwimmteich, den wir von Zeit zu Zeit von Pflanzen befreien müssten. Ein Gartengestalter bei uns im Mühlviertel baut „Naturpools“, die wie herkömmliche Pools aussehen, jedoch mit Naturwasser gefüllt sind.

„Okay, wir machen einen Naturpool, in dem wir wirklich schwimmen können“ – unser Garten ist ja groß genug. Bei einem Naturpool wird das Wasser mit einem speziellen Filter gereinigt, der als Extrastreifen parallel zum Becken läuft. Dieser ist abwechselnd mit Schotter und Zeolith-Schichten gefüllt. Durch den Filter wird das Wasser mithilfe einer Pumpe durchgepumpt, dabei baut sich ein Biofilm auf, der das Wasser reinigt.

Das praktische am Naturpool ist, dass das Becken nur einmal mit Wasser befüllt werden muss. Im Winter wird die Pumpe ausgeschaltet, der Filter mit dem Biofilm ruhig gelegt und das Wasser bleibt im Pool. Lediglich der abgestorbene Biofilm im Filter wird im Frühling ausgespült und neu aktiviert. Innerhalb von zwei Wochen baut sich dann ein neuer Biofilm auf.

Die Planung unseres „Freisitzes“

Eine Frage beschäftigte uns noch: Würde unser Wildgarten nach der Umgestaltung auch wieder unser Garten sein? Wir brachten all unsere Wünsche und Ideen bei der Planung ein. Das Schwimmbecken sollte ohne Kiesstreifen zehn mal vier Meter groß werden.

Die einzige Herausforderung: Wir haben einen Hanggarten mit zwei Ebenen und zwei Hängen. Mit sehr steilen Gsteckn, wie man im Mühlviertel zur Böschung sagt. Diese müssten gut abgesichert werden, damit es bei einem Regenguss keine Erde ins Wasser schwemmen konnte – denn jeder Fremdeintrag würde die Wasserqualität negativ beeinflussen.

Am Pool wünschten wir uns einen überdachten Sitzplatz aus Holz, der Schatten spenden würde , daneben eine kleine Gartenhütte für Gartenutensilien.

Foto: Christine Mittermayr
Foto: Christine Mittermayr

Geplant hat unseren Freisitz ein Freund. „Ich werde dir persönlich, mit meinen Händen eine Hütte bauen“, versprach mir mein Mann, „und sie wird nicht windschief!“ Er hielt sein Wort.

Startschuss zur Realisierung unseres Traums

Nach einem Jahr Planung kam am 2. Mai 2017 der Bagger. Als Erstes wurde die bestehende Ligusterhecke geöffnet, eine Baustellen-Zufahrt aufgeschüttet und die Baustelle eingerichtet. Dann wurde in den oberen Hang mit dem Bagger hineingearbeitet, die obere Ebene (Ebene zwei) um einen Meter höher aufgeschüttet und verbreitert, gleichzeitig wurde das Becken ausgebaggert, dann die Poolwände und Stützwände für die Hütte geschalt und betoniert. Das erledigte die Baufirma.

Am oberen Hang wurden vom Gartengestalter Betonhohlsteine gesetzt (die ausbetoniert wurden) und Pflanztröge aus Eisen drauf gesetzt, die als Abstützung dienten. Vor den Eisentrögen (parallel zum Pool) wollten wir eine lange Holzbank zum Sitzen und Liegen. Diese wurde gemeinsam mit der Holzterrasse um den Pool gebaut. Zur Breitseite des Pools entstand eine geschwungene Metallabgrenzung (die verrosten durfte). Dahinter wurde auch zur Abgrenzung des Nachbargrundstücks Reitgras gepflanzt; vor der Metallwand Lavendel. In die Pflanztröge zum Hang wurde japanisches Blutgras gepflanzt.

Als Terrassenbelag und Poolumrandung entschieden wir uns für Thermokiefer und Betontrittsteine, bei der Solardusche für eine Fläche mit Kies, der mit wasserdurchlässigem Epoxidharz versiegelt wurde. Das alles fertigten die Gartengestalter an. Die hellgraue Folie schweißten Folienexperten, den Bau des Kiesfilters überwachte ein Filterexperte. Diese Aufträge vergab der Gartenplaner.

Die Hütte und den Freisitz bauten wir mit Freunden und unseren Söhnen aus Leimbindern, OSB-Platten und Lärchenholz. Es kam dann doch auch ein bisschen Technik zu unserem Pool: Eine Luftwärmepumpe heizt und kühlt das Wasser, denn für die Wasserqualität eines Naturpools ist es besser, wenn die Wassertemperatur nicht über 28 Grad steigt.

Vor unserem Freisitz grenzen Hainbuchenhecken und Betonquader die Poolebene ab. Zwei Tage lang dauerten die Baggerarbeiten zum Abstützen des ersten Hanges. Der Baggerfahrer und sein Helfer setzten und behauten Granitquader für die ein- und zweireihige Steinmauer. Vor die einreihige Mauer bekamen wir zwei Hochbeete aus Holz.

Herausforderung Hanglage

Da die Ebene zwei ja verbreitert wurde, stützen diese nun vergrabene Granitsteine sowie Eisentröge. In die Eisentröge pflanzten wir Himbeeren, daneben kam ein Rankgerüst mit Brombeeren, die gleichzeitig als Sichtschutz dienen. Auf Hang eins wurden oberhalb der Hochbeete Monatserdbeeren gepflanzt, daneben Sträucher wie Aroniabeeren und Haselnuss. Auf Hang zwei kamen Sträucher und Wildblumen.

Am 18. Juni 2017 eröffneten wir dann unsere erste Schwimmsaison im neuen Garten – unserem Garten. Er ist als Garten für Familie mit Kleinkindern zum Familien-Oasen-Garten geworden – mit Schwimmmöglichkeit und großem Entspannungsfaktor und gut gefülltem Kühlschrank in der Gartenhütte. (Christine Mittermayr, 31.7.2019)

Gartenplaner und -gestalter: GartenKult, Altenfelden
Baufirma: Kumpfmüller Lembach
Statiker und Holzbauingenieur: Hans Pühringer, Pfarrkirchen
Wärmepumpe/Installationsarbeiten: M-tec, Arnreit
Metalltröge: Zuschnitt und Kantarbeiten: Kartusch, Putzleinsdorf
Metallschweißarbeiten: GartenKult, Altenfelden


Christine Mittermayr ist Keramikerin und teilt auf ihrem Blog Inspirationen zu den Themen Porzellan, Kreativität, Wohnen, Feste feiern und mehr.

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