My home is my castle

Leser Gerhard Staflinger erzählt, wie er bereits mit 14 Jahren sein Grundstück gefunden und vier Jahre später gekauft hat.

Die Vorgeschichte

Es gibt diesen Spruch „My home is my castle“. Zumindest die Geschichte, wie ich den Grund für mein Haus in Oberösterreich gefunden habe, klingt ritterlich. Auch wenn ich später dieses normale Haus darauf gebaut habe und es nicht von Steinmauern umgeben ist. Es gibt auch keine Türme. Aber der Grünbach fließt direkt vorbei – das könnte als Burggraben gewertet werden. Ich fühle mich in meinem Haus auch wohler als in jeder Burg, zumal ich eine Fußbodenheizung habe und die Isolierung keine zugigen Mauern zulässt.

Der Bach neben dem Haus. Foto: Gerhard Staflinger

Hinter die Fassade meines Hauses zu schauen wird also schwierig, da ich einen sehr guten Vollwärmeschutz habe und man dahinter vor einer dicken Ziegelwand stehen würde. Die meisten Materialien habe ich regional gekauft: Schotter und Sand aus der lokalen Schottergrube, das Holz für den Dachstuhl aus dem Almtal vom Sägewerk, die Dachziegel vom Ziegelwerk in Breitenschützing. Aber zurück zum Anfang.

Foto: Gerhard Staflinger

Ich habe meine Immobilie schon mit 14 Jahren gefunden, als ich mit meiner Schulklasse bei einem Aktionstag der Feuerwehr bei einer Müllsäuberungsaktion entlang des Grünbachs mitgeholfen habe – freiwillig für eine Jause und eine Mitfahrt im Feuerwehrauto.

Bei der Brücke über den Bach sind wir rechts am Ufer entlang eingebogen. Dort gab es zwar kaum Müll, aber es war ein kleines Abenteuer, in der Stadt entlang des Waldes (zwei Baumreihen und Gestrüpp) zu streifen. Auf unserer Uferseite war ein Feld. Auf der anderen Seite waren durch das Dickicht Häuser in gepflegten Gärten zu sehen. Kurz bevor der Bach eine 90-Grad-Biegung macht, sah ich auf der anderen Uferseite einen Bau, der größer als eine Hütte war, aber zu klein, um es ein Haus nennen zu können. Von all den Häusern und Gärten, die ich an dem Tag gesehen hatte und seither sah, war dieser Anblick der schönste. Der Garten war nicht so englisch wie die restlichen Grundstücke, er sah einfach natürlicher aus. Ich habe sofort das Potenzial gesehen und mir ausgemalt, was man mit so einem Fleckchen Grund alles machen könnte, bevor die Lehrer uns zurückpfiffen, dass wir weiter Müll einsammeln sollten. Die Aktion wurde ein voller Erfolg mit vielen vollen Säcken unachtsam weggeworfenen Mülls.

Der Immobilienkauf mit 18 Jahren

Es vergingen ein paar Jahre, und mein Schulweg hatte sich zur Handelsakademie hin geändert. So ging ich jeden Tag an einer Bankfiliale vorbei, die im Schaufenster Immobilienanzeigen im Aushang hatte. Ohne stehen zu bleiben ging ich jeden Schultag an diesem Schaufenster vorbei. So auch im Maturajahr, als ich gerade 18 Jahre geworden war. Ich war schon an dem Schaufenster vorbei, da erkannte ich das Grundstück, dass ich mit 14 Jahren gesehen hatte. Ich lief zurück und sah mir die Annonce genauer an. Das war es!

Das Haus war alt und mein inzwischen kaufmännisch geschultes Ich rechnete schon zu den Kaufkosten die Kosten, die man in das Haus reinstecken musste. Aber ich musste es ja nicht sofort renovieren, kam mir der nächste Gedanke.

Ich war bei einer anderen Bank Kunde und redete gleich am nächsten Tag mit meinem Bankberater. Der sagte, dass der Mindesteigenkapitalsatz bei mir gegeben sei, mein Jobangebot, dass ich damals schon in der Tasche hatte, attraktiv war und somit eine Finanzierung möglich wäre. Ich hätte mir damals keinen Kredit gegeben, aber der Bankbetreuer hatte mehr Vertrauen in mich. Wenn der gewusst hätte, dass ich mein damaliges Jobangebot gar nicht angenommen habe und in einer viel abenteuerlustigeren Branche landen würde, hätte er es sich vielleicht noch überlegt. Heutzutage würde man meinem damaligen Ich jedenfalls keinen Kredit mehr geben. Ich war ihm dankbar (auch dafür, dass er mir keinen Fremdwährungskredit eingeredet hat, sondern einen altmodischen Bausparkredit).

Foto: Gerhard Staflinger

Es folgte ein Termin in der Bank, die die Immobilie ausgehängt hatte, und mit der Eigentümerin des Grunds. Sie war eine nette Frau, die ebenfalls einmal in derselben Schule gewesen war wie ich und aus Liebe nach Innsbruck ziehen wollte. Ich erzählte ihr die Geschichte, wie ich das Haus zum ersten Mal gesehen hatte. Ich glaube, ihr ging es nicht so sehr um das Geld, als vielmehr darum, dass der Grund in gute Hände kommt. Ich hatte weiche Knie, aber ein gutes Bauchgefühl, als sie mir sagte, sie würde mir den Grund zu dem niedrigeren Betrag verkaufen, den ich ihr genannt hatte. Auch der Makler der Bank sagte, nachdem ich ihn mehrmals nach einem niedrigeren Preis gedrängt hatte, dass er mir nur ein Prozent Provision verrechne. Es war also mehr mein jugendlicher Elan als meine kaufmännische Ausbildung, dem ich es verdankte, nun Immobilienbesitzer zu sein – oder weil kein anderer das Potenzial des Grundes und nur ein Abrisshaus sah.

Der Hausbau

Somit kaufte ich im Jahr meiner Volljährigkeit eine Immobilie.

Inzwischen – zwei Jahrzehnte später – ist der Kredit abbezahlt, und ich habe mithilfe eines Baumeisters aus dem kleinen Häuschen ein Haus mit Solaranlage und Wärmepumpe gemacht.

Foto: Gerhard Staflinger

Die Strapazen dazu waren enorm, da ich nicht nur Bauherr, sondern auch der Hilfsarbeiter des Poliers war. So hatte ich jeden Ziegel, der in dem Haus verbaut wurde, in meinen Händen. Der Grund, der damals noch am Stadtrand gelegen hat, ist durch die Bebauung der Felder auf der anderen Bachseite nun mitten in einem neuen Stadtteil, und sämtliche Infrastruktur wie Supermarkt, Apotheke, Kindergarten, Altersheim ist vorhanden.

Mein Grundstück. Foto: Gerhard Staflinger

Das Bäumchen, das mein bereits verstorbener Vater und ich damals gepflanzt haben, ist inzwischen ein richtiger Baum geworden. Der alte Zaun zeigt, dass schon viel Zeit vergangen ist und dass er wieder gestrichen werden muss. Die Terrasse braucht endlich einmal einen Belag. Mein Job hat mich allerdings ins Ausland gezogen, und ich vermiete den unteren Stock des Hauses, sobald ich einen netten Mieter finde. Dank diesem Grund mit Haus habe ich einen zusätzlichen Grund, so oft wie möglich in meine Heimat zurückzukommen und hier „Urlaub“ zu machen. Hier entstand auch ein Teil meines Buches „1918 – Die unwirklichen Geschichten des Herrn Österreicher“. Ob das den Wert des Grundstücks aber steigert, weiß ich nicht. (Gerhard Staflinger, 24.10.2018)


Gerhard Staflinger (38) lebt nach mehreren Jahren in Madrid und Luxemburg zurzeit in Budapest und in Oberösterreich.

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