Ein User erzählt, wie er und seine Familie ein Siedlerhaus zum modernen Eigenheim umgebaut haben.
Die Immobiliensuche
Die Suche nach einem neuen Lebensmittelpunkt für unsere Familie nahm 2012 im Westen von Wels ihren Ausgangspunkt. Bei Spaziergängen in der Nachbarschaft unseres Mietshauses führte der Weg meiner Frau mit den Kindern öfter in eine nahegelegene, von Siedlerhäusern aus den Fünfzigerjahren geprägte Einfamilienhaussiedlung. Manche dieser Häuser waren bereits saniert, manche adaptiert, einige wenige noch im Originalzustand.
Allen gemein war eine – in der heutigen Zeit ungewöhnliche – angenehme Ausgewogenheit von Bebauung und Freiflächen ohne ausschweifenden Flächenverbrauch für Carports, Doppelgaragen und sonstiges Unverzichtbare bei Neubauten. Eines dieser Häuser war augenscheinlich nicht dauerhaft bewohnt, strahlte einen spröden, etwas unnahbaren Charme aus und stach uns durch seine Lage direkt am Mühlbach ins Auge.
Über den verwaisten Briefkasten des Hauses wurde die in Graz lebende Hausbesitzerin kontaktiert.
Einige Zeit später waren wir Grundstücks- und Hausbesitzer samt Mobiliar und Thujenhecken der Vorbesitzerin sowie Inhaber einer Gartenlaube an der Gartenseite unseres Hauses mit Gina-Lollobrigida-Bildnis.
Die Planung und der Umbau
2013 übernahm ich als selbstständiger Architekt die Planung, und 2014 erfolgten der Umbau und die Anpassung des Eigenheims an unsere Bedürfnisse des zeitgerechten Wohnens. Ein sparsamer und nachhaltiger Materialeinsatz war von Anfang an die Zielsetzung, Holz im Innen- und Außenraum ein prägender Grundgedanke.
Die geplanten Eingriffe wurden an den Qualitäten des umgebenden Freiraums ausgerichtet: Die kleineren Fensteröffnungen mit dem offenen Koch- und Essbereich orientieren sich zum Straßenraum, im Gegensatz zu einer großzügigen Öffnung des Wohnbereichs zur Gartenseite und dem vorbeifließenden Mühlbach. Im Inneren entstand durch das in seinem Ursprung beibehaltene Gebäudevolumen ein über drei Geschoße nutzbarer Wohn- und Lebensraum für die ganze Familie. Hier machte der Wunsch nach Eigenleistung und Kostenersparnis durch eigenes Handanlegen auch nicht vor der Profession des Architekten und dessen Freunden und Familie halt.
Der schon bei der Errichtung – aus Gründen der Ressourcenknappheit – effiziente Einsatz von Baumaterialien wurde beim Umbau durch eine möglichst hohe Nachnutzung der Substanz weiterverfolgt.
Die Statik und Steilheit des bestehenden Dachstuhls wurde beibehalten, wo erforderlich verstärkt und gestalterisch in die Raumwirkung des Obergeschoßes integriert, um damit den bestehenden Raum bis unters Dach nutzbar zu machen.
Die Materialwahl erfolgte nach einfachen, aber ausgewählten Kriterien und spiegelt sich von den Fensterkonstruktionen über die Stiege ins Dachgeschoß bis hin zu den Massivholzböden, der bestehenden Terrazzostiege und dem neuen, naturbelassenen Lärchenfassadenkleid wider.
Die Gegenwart und die Zukunft
Mittlerweile wird das Innere und Äußere unseres Eigenheims von drei Kindern, zwei Erwachsenen und einem Kater geprägt. Die Sanierung des noch unangetasteten Kellerraums als flexibler Zusatzraum für Klein und Groß und eine Außensauna am Mühlbach werden ins Auge gefasst.
Der Platz, an dem der Vorbesitzer in der Gartenlaube das Bildnis von Gina Lollobrigida genoss, ist übrigens mittlerweile zu einem der wichtigsten Orte unseres Hauses geworden. Im Inneren werden hier Kindergeburtstage, Weihnachts-, Oster- und andere Feste gefeiert, es wird hier musiziert und gelesen. Draußen genießen wir im Sommer auf der Terrasse den Blick auf den vorbeifließenden Mühlbach, der auch in heißen Sommern kühlendes Nass im Stadtraum bietet, und die darin schwimmenden Enten. (Marco Kienesberger, 31.1.2019)
Marco Kienesberger ist verheiratet und Vater dreier Söhne; geboren in Südafrika, aufgewachsen in Gmunden, Studium in Graz und Stockholm, selbstständiger Architekt, lebt und arbeitet in Wels.
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