Aus dem Leben zweier Hobby-Handwerker

Mit viel Arbeit und Liebe zum Detail hat eine Userin gemeinsam mit ihrer Familie den „Bastlerhit“ zum Eigenheim verwandelt.

Mein Mann und ich waren schon länger auf der Suche nach einem Häuschen beziehungsweise dem „Bastlerhit“ auf dem Land inklusive Wiese, Gemüsegarten und Obstbäumen. Rund um Wien kannten wir fast jedes baufällige Objekt, keines entsprach aber wirklich unseren Vorstellungen. Wir suchten den klassischen Zweitwohnsitz – ein DIY-Projekt mit Potenzial, einen grünen und ruhigen Zufluchtsort fürs Wochenende, ein gemütliches Platzerl zum Chillen.

Lange gesucht und endlich gefunden

Ein Nebenjob hat mich ins Grenzgebiet vom Wein- zum Waldviertel, in die Weinberge am Wagram, verschlagen. Für uns eine Region, die bisher bei der Haussuche noch nicht auf dem Radar stand. Es erschien uns zu weit weg. Das änderte sich nach unseren ersten Heurigenbesuchen schlagartig. Unmittelbar neben einer Buschenschank stand ein altes, unbewohntes Haus mit kitschiger Fliesenfassade. Der wilde, bunte Vorgarten und die Bahnhofssäule im Eingangsbereich haben uns neugierig gemacht. Ich hab einen Brief ins Postkastl gesteckt und unser Interesse angemeldet. Mein Mann meinte, da meldet sich bestimmt niemand. Eine Stunde später besichtigten wir das Haus. Einen Monat später, im September 2012, hatten wir unseren „Bastlerhit“!

Foto: Caroline Auer-Marcher

Es bedarf definitiv einiges an Vorstellungskraft, Fantasie und Flexibilität, sich so einem Projekt zu widmen. Das Haus war klein, fein, urig, wild, zugewachsen, überschaubar und leistbar. Die Türen in den Keller und in die Nebenräume waren bei der Besichtigung versperrt – das war uns aber egal. Das Grundstück und die Raumaufteilung haben uns gefallen. Das Haus hatte eine funktionierende Heizung und fließendes Wasser. Den Rest kann man sich hübsch machen. Wir wollten dieses Wochenendprojekt, und wir sind Bastler und Heimwerker.

Foto: Caroline Auer-Marcher

Ausräumen

Wir ahnten zwar bereits bei der Besichtigung, dass es einiges zum Ausräumen geben werde, aber es wurde dann doch mehr als erwartet! Die nicht besichtigten Nebenräume und der Keller waren bis obenhin voll. Auch der ehemalige Hasen- und Hühnerstall am anderen Ende des Grundstücks war voll bis in den Türrahmen. Und der Dachboden war mit Dämmmaterial aus Schaumstoff, Stroh, Heu und Stoffen gefüllt.

Foto: Caroline Auer-Marcher

Wochenlang haben wir ausgeräumt, sortiert und das Gerümpel auf den Mistplatz gebracht. Familie, Freunde und Nachbarn haben uns geholfen. Gleichzeitig haben sie aber nur den Kopf geschüttelt, warum wir uns das antun? Wir haben aber nie daran gezweifelt!

Foto: Caroline Auer-Marcher

Mit Begeisterung haben wir die Wohnräume renoviert. Tapeten entfernt, Wände verspachtelt, gestrichen, Boden geschliffen und eine Gasheizung einbauen lassen. Damit haben wir den Startschuss für den kompletten Umbau des Hauses eher unabsichtlich ausgelöst.

Foto: Caroline Auer-Marcher

Umbauphase die Erste

Zeitgleich meldete sich Familienzuwachs an – ich war schwanger! Das Haus war komplett undicht. Die Veranda, die das Haupthaus und Nebengebäude mit einem morschen Balken und einer Fensterscheibe zusammenhielt, musste dringend repariert werden. Das ging nicht, ohne das Dach anzugreifen. Und jetzt ging es erst richtig los. Gemeinsam mit unseren Architektenfreunden und einem Baumeister haben wir in Höchstgeschwindigkeit Pläne und Bauvorhaben verschriftlicht, eingereicht und durchgezogen.

Foto: Caroline Auer-Marcher

Die zwei Hausteile wurden durch eine erweiterten Veranda verbunden. Das Nebengebäude und der Zubau sind jetzt Küche und Essbereich. Bis auf die drei Zimmer im Haupthaus haben alle Räume einen neuen Bodenaufbau inklusive Fußbodenheizung bekommen. Alle Fenster und Türen wurden ausgetauscht. Die hübsche Fliesenfassade, an der ich so hing, musste einer vernünftigen Dämmung Platz machen. Inzwischen war aus unserem „Bastlerhit“ fürs Wochenende ein „Eigenheimprojekt mit Potenzial zum Lebensmittelpunkt“ geworden. Die Umbauzeit war durchwachsen. Manche Ideen und Pläne mussten ad acta gelegt werden, und manchmal waren Kompromisse nötig. Ein Jahr nach der Übernahme war unser Haus bezugsfertig. Rechtzeitig zur Geburt unserer Tochter im September 2013!

Foto: Caroline Auer-Marcher
Foto: Caroline Auer-Marcher

Im Herbst überraschte uns eine Kältebrücke im Dachboden mit Schimmel in den Wohnräumen. Die richtige Dämmung lag zwar bereit zum Verlegen, wir hatten das Thema aber „verschoben“.

Im Frühjahr darauf erlebten wir das erste Unwetter im Haus. Das Dach beim Haupthaus mussten wir beim Umbau nur dezent angreifen. Der Sturm und der Hagel haben uns aber doch signalisiert, dass wir auch diese Baustelle nicht aus den Augen verlieren dürfen.

Umbauphase, die Zweite

Beim Dachbodenausbau haben wir uns bei der Planung mehr Zeit gelassen. Wir wollten auf jeden Fall den Wohnraum nach oben hin erweitern und nicht nur den Dachstuhl erneuern. Außerdem wollten wir den Zeitpunkt des Umbaus selbst steuern. Inzwischen war unsere Familie nämlich um unseren Sohn angewachsen. Vier Personen – davon zwei Kleinkinder – mitten in einer Baustelle. Das war mit Abstand die spannendste Herausforderung bei diesem Erweiterungsprojekt.

Im Frühjahr 2017 wurde das Dach abgerissen. In der einzigen Nacht, in der das Haus ohne Dach war, rollte wieder ein Unwetter über unsere Region. Das Haus war zwar mit Planen zugedeckt, das war aber relativ sinnlos. Wir haben uns für die grobe Umbauphase bei der Nachbarin eingemietet. Tagsüber lebten wir in der Küche und im Garten. Gott sei Dank trug es sich im Sommer zu!

Im Zuge dieses Umbaus mussten auch zwei der drei Zimmer im Haupthaus umgebaut werden: Mauer weg, Boden auskoffern, neuer Bodenaufbau, Fußbodenheizung, Mauer neu, aber versetzt, weil Platz für die Stiege notwendig war. Das dritte Zimmer im Erdgeschoß hätte unberührt bleiben sollen. Dort lagerten unsere Möbel aus den anderen Räumen – inzwischen mit löchriger Zimmerdecke und leicht durchnässt vom Unwetter. Aber die Zimmerer gaben Gas, und in kürzester Zeit war wieder ein Dach auf dem Haus. Diese Umbauphase dauerte final statt der geplanten drei Monate sechs Monate.

Foto: Caroline Auer-Marcher
Foto: Caroline Auer-Marcher

Wir genießen

Inzwischen schreiben wir 2019, und wir sind glücklich, so ein Zuhause zu haben. Wir basteln und werken noch immer, und die Projekte gehen uns nicht aus. Fertig wird man sowieso nie!

Gelernt haben wir in den letzten Jahren ziemlich viel. Wir haben mitgeholfen, wo es uns möglich war. Ohne Professionisten wäre dieses Projekt aber nie in dieser Geschwindigkeit umsetzbar gewesen.

Foto: Caroline Auer-Marcher
Foto: Caroline Auer-Marcher
Foto: Caroline Auer-Marcher

Wir bereuen es keine Sekunde und würden das jederzeit wieder machen. Möglicherweise aber mit etwas mehr Plan und weniger spontan!

Den Dachausbau habe ich auf meinem Blog relativ regelmäßig mit Artikeln begleitet. Hier können Interessierte gern nachlesen, was noch so alles passiert ist. (Caroline Auer-Marcher, 2.7.2019)


Caroline Auer-Marcher (41) lebt mit ihrer Familie in der Gemeinde Grafenegg. Beruflich pendelt sie nach Wien. Privat bevorzugt sie, trotz Tiroler Wurzeln, die Weinberge. Und manchmal schreibt sie für ihren Blog www.dawuschn.at.

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